Donnerstag, 3. September 2015

Reha - ein gutes Recht: Borkum at its best!

Mit der Diagnose "Schwarzer Hautkrebs" hast du die Möglichkeit, eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme (kurz: Reha) zu beantragen. Dafür wendest du dich am besten zunächst an die Deutsche Rentenversicherung oder deine Krankenkasse. Hier kannst du überprüfen, wer für dich zuständig ist.
Am feinsten ist es natürlich, wenn dich der Soziale Dienst des Krankenhauses, in dem dein Nachschnitt stattgefunden hat, auf die Möglichkeit hinweist, eine Reha zu beantragen. Das ist leider nicht immer so. In meinem Fall habe ich mich selbst gekümmert. In meinem Bundesland (NRW) haben die Krankenkassen die Koordination der onkologischen Rehas an die Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung übertragen. Das gibt es nicht in allen Bundesländern, hier hilft der Anruf bei der Krankenkasse oder beim Arzt.
Weitere Infos zur Beantragung einer Reha findest du auf der Seite "Der Weg zur Reha".


Abendstimmung am Strand von Borkum

Meine Reha wurde bereits im Mai 2015 bewilligt. Der Brief der Arge Krebs ließ mich jubeln: Wir bewilligen Ihre Reha. Die Klinik befindet sich auf Borkum. Juchu, ich darf an die Nordsee!
Der erstmögliche Termin zur Anreise sollte Ende Juli sein. Zu dem Zeitpunkt war ich beruflich im Ausland, deshalb machte ich mit der Klinik aus, dass ich an dem darauffolgenden Turnus anreise (ab dem 10.08.).
Die Klinik Borkum Riff ist eine Haut- und Lungenklinik. Das ist in der Regel dann auch die erste Frage, die man sich als Patienten gegenseitig stellt: "Und - Haut oder Lunge?"....
Pro "Durchgang" (also in der Regel dreiwöchige Rehamaßnahme) werden ca. zehn Melanompatienten aufgenommen. Die Klinik liegt in unmittelbarer Nähe zum weitläufigen Strand. Die Zimmer sind freundlich und hell. Wer geräuschempfindlich ist, sollte vor Rehaantritt bei der Patientenaufnahme um ein ruhiges Zimmer bitten. Neben den üblichen "Anwendungen" (Sport, Bäder, Massagen, Physiotherapie) gibt es für Hautkrebspatienten die Möglichkeit, eine psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen und an einer psychoonkologischen Ergotherapie teilzunehmen. Letzteres möchte ich euch sehr ans Herz legen.... will auch gar nich viel darüber schreiben, nur mein Tipp: nehmt die Gelegenheit wahr und begebt euch mit dem Therapeuten Herrn Becker auf die Reise. Es lohnt sich.
Nach dem Aufnahmegespräch erhaltet ihr euren Therapieplan. Ihr werdet nicht nur zugeordnet, sondern auch nach euren Wünschen gefragt, Mein Plan war sportlich, ich hatte recht viele Termine. Das war aber auch mein Wunsch - ich wollte endlich wieder loslegen.
Zu Beginn der Reha wird man im Speisesaal an einen Tisch gesetzt, es gibt nicht die Möglichkeit, den Platz frei zu wählen. Zunächst war ich skeptisch, ob ich das gut finden soll, aber Frau Naumann, die Chefin von Speis und Trank, hat ein gutes Gespür dafür, wen sie zusammensetzen kann und wo es nicht funktionieren wird.


Die Zeit der Reha hat mir sehr viel Kraft gegeben. Mein Vorsatz, möglichst wenige Leute kennenzulernen und viel allein zu unternehmen, erwies sich als richtig und wertvoll. Stundenlange Spaziergänge am menschenleeren Strand, Fahrradtouren mit ewigem Gegenwind (gefühlt...) und viele Abendstunden mit mir allein und meinen Büchern haben mich zum Nachdenken gebracht. Was ist wirklich wichtig in meinem Leben? Was tut mir gut, was nicht? Muss ich mich auch von jemandem/etwas verabschieden? Was fehlt?

Heute sitze ich in meiner gemütlichen Wohnküche, habe den Duft der Norrdsee noch in der Nase und kann zum ersten Mal seit Monaten sagen: Dieser schwere Stein, der auf meinem Herzen lag, ist nicht mehr da. Ich fühle mich leicht und frei.

Nutzt eure Reha! Vor allem: Beantragt eine Reha - es wird euch gut tun.
Lesesaal in der Borkumer "Kulturinsel"



PS:
Sportarten, die ich empfehlen kann: Nordic Aqua, Strandgymnastik und Fitnessgymnastik. Die Wirbelsäulengymnastik ist eher eine Rückenschule und ziemlich langweilig, ebenso der (freiwillige) Vortrag des Sozialarbeiters zum Thema "Schwerbehinderung" - kann man sich schenken. Wenn ihr auf Massagen steht: sagt es beim Erstgespräch mit dem Arzt. Auch, wenn ihr das Gefühl habt, dass drei Wochen nicht reichen: sofort im Gespräch anbringen.
Fahrräder kann man bei Herrn Poppinga in der Klinik leihen (ca. 40,00 € für drei Wochen).