Freitag, 5. Juni 2015

Tage wie Feuer und Wasser

Sechs Tage soll ich warten, bis das Ergebnis kommt. Habe ich weitere Stellen, die von Hautkrebs befallen sind oder ist diesmal alles in Ordnung?


Die Tage bis zum Anruf vergehen schnell. Ich arbeite viel. Erst zwei Tage vorher geht das Kopfkino wieder los. War ich mir doch eigentlich sicher, dass die exisierten Stellen "vom Gefühl her " sauber waren, kann ich mich jetzt auf einmal erinnern, dass das untere Muttermal sich doch verändert haben könnte.
Die Klinik hat wieder ganze Arbeit geleistet. Ich muss nicht zum Fäden ziehen, sondern habe selbstauflösende (resorbierbare) Fäden bekommen. Die obere Stelle an der Brust sieht - abgesehen von dem riesigen blauen Flecken - einfach großartig aus. Ich bin froh, dass dort nicht gestanzt, sondern geschnitten wurde. Der Arzt hat darauf geachtet, dass meine Brust nichts abkriegt - ich bin sehr glücklich darüber und nehme mir vor, bei der nächsten Vorsorge eine Flasche Rotwein mitzunehmen, um mich zu bedanken.
Der Termin der Rückmeldung ist laut Auskunft der Frau in der Ambulanz für Mittwoch zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags geplant.
Am Dienstag denke ich, dass das Krankenhaus vielleicht doch schon heute anruft. Also belagere ich mein Festnetztelefon und habe das Handy immer "am Mann". Nichts passiert. Die Nacht ist unruhig.
Am Mittwoch wache ich mit dem Schreckensgedanken auf, dass die Klinik doch nicht anruft, weil sie eventuell das Ergebnis noch nicht haben oder zu viel zu tun ist. Es ist zum verrückt werden.
Um 14:00 Uhr nehme ich mir den Hund und gehe in den Wald - arbeiten geht nicht und für alles andere - selbst fürs Wäsche zusammenlegen - fehlt mir die Konzentration. Urgs.
Ich bin gut eingecremt, das Wetter ist schön. Langsam kann ich wieder durchatmen. Die Melodie von "Downton Abbey" ertönt - mein Klingelton. Es ist 14:23 Uhr, das Display zeigt "Private Nummer". Mit zitternden Fingern nehme ich das Gespräch an. "Das St.Josefs-Hospital in Bochum, die Dermatologie", höre ich eine junge, freundliche Frauenstimme. Mein Herz sackt in die Hose. "Ja.", kann ich nur antworten. "Spreche ich mit ....." - "Ja." Schweigen. "Frau K., wir haben drei Stellen entnommen am Freitag. Alle drei wurden eingeschickt und das Ergebnis ist heute bei uns eingetroffen. Es ist alles gutartig - also alles bestens." Ich merke, wie mir das Blut in den Kopf schießt. "Sind Sie sich sicher - alle drei Stellen sind gutartig?" frage ich atemlos. "Ja, alles gut. Wir sehen uns zur nächsten Nachsorge." - "Vielen Dank", bringe ich noch heraus. "Sie haben mir den Tag gerettet." Den Tag? Die gesamte kommenden Tage und Wochen!
Ich umarme den Hund und heule los. Gut, dass niemand außer mir im Wald ist. Die Tränen laufen, es sind Tränen der Erleichterung und Freude. Ich rufe meinen Mann an. Er ist genauso froh wie ich. Langsam fange ich mich wieder. Ich schaue in den blauen Himmel und rieche die jungen, duftenden Blätter des Waldes, sehe das zarte Grün.
Die Welt ist schön.

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