Sonntag, 12. April 2015

Kontrolle bei den Liebsten

Nach der Diagnose habe ich nicht lange gezögert und meine Kinder zur Untersuchung angemeldet. In der letzten Woche war es soweit.

Wir fahren zu dritt zur Ärztin. Mein Sohn (17) ist stiller als sonst, die "Kleine" (14) lebensfroh wie immer. Die Untersuchung muss privat bezahlt werden. Für unter 18jährige ist ein Hautscreening nicht vorgesehen, auch wenn es familiäre Vorbelastungen gibt. 
Meine Hautärztin macht gar keine Hautscreenings mehr, die von der Krankenkasse übernommen werden. "Ich kann bei dieser Form der Untersuchung nicht dafür garantieren, dass ich alles sehe", sagt sie. "Die Kasse übernimmt nur Untersuchungen ohne jegliche Hilfsmittel. Wie soll ich mit meinem bloßen Auge alles erkennen?"
Meine Tochter ist zuerst dran. Zuhause war sie noch völlig aus dem Häuschen, als ich ihr mitteilte, dass sie sich komplett entkleiden muss ("Alles? - Nö, das mach ich nicht, kannste vergessen!")
Jetzt legt sie ihre Kleidung brav ab und die Ärztin beginnt mit der Kontrolle. Ein Fleck auf dem Bauch wird eingescannt und durch eine Art Scanner gejagt. Das Ergebnis lautet: verdächtig. 
Die Ärztin sagt:"Dieses Mal entfernen wir. Es kann sich auch um eine Vorstufe handeln, aber sicher ist sicher." Ich muss schlucken. 
Ein weiteres Mal am Po wird fotografiert, damit beim nächsten Screening ein Vergleich gemacht werden kann. So können Veränderungen sofort gesehen und entsprechend gehandelt werden.
Mein Sohn geht allein ins Untersuchungszimmer. Sein Ergebnis: zwei verdächtige Flecken werden entfernt. Wieder bin ich innerlich geschockt - denke aber im nächsten Moment: 'Ja, früh genug. Wir sind zur richtigen Zeit hier. Es ist nicht zu spät.'
Der Termin für die Entfernung ist erst in zwei Monaten. Ich beobachte meine Kinder. Sind sie besorgt oder gar verstört? Nein, alles in Ordnung. Ich bin erleichtert. Meine Hysterie scheint sich tatsächlich nur in meinem Innern abzuspielen oder, wenn die Kinder nicht anwesend sind. Oder immer dann, wenn eine Saite bei mir angeschlagen wird, die mich auf die Krankheit zurückwirft. 

Am meisten weine ich derzeit bei meiner Hausärztin und meiner behandelnden Hautärztin. Sobald es um die Krankheit geht, laufen die Tränen - ganz anders, als im Gespräch mit Freunden oder Arbeitskolleginnen. Dort kann ich abschalten und das ganze von mir fern halten.Sobald meine Ärztin im Sprechzimmer auftaucht, laufen bei mir die Tränen. Mittlerweile ist mir das schon peinlich - wer will schon als Heulsuse gelten? 

Jetzt fahren wir nach Hause, singen im Auto und holen uns Brötchen, um ein ausgiebiges Ferienfrühstück zu veranstalten. Morgen geht es in den Urlaub. Wir fliegen in die Türkei. Diese Reise haben wir vor der Diagnose gebucht. Mal sehen.

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